Als der junge Augustinermönch Martin Luther noch mit der Frage rang, wie viel er dazu beitragen müsse, um errettet zu werden, war es Staupitz, der Generalvikar des Ordens, der den Umhergetriebenen auf die richtige Spur setzte. Später stellte Luther anerkennend fest, dass ihm durch Staupitz »zum ersten Mal das Licht des Evangeliums aufleuchtete«. Staupitz nämlich hatte dem ringenden Mönch geraten, statt zu grübeln, lieber glaubend auf Christus, den Gekreuzigten, zu schauen.
Vergebung und Errettung erhält man keinesfalls durch menschliche Gefühle und ergänzende »gute Werke«, sondern ausschließlich durch das, was in der Bibel steht. Und da finden wir das Werk Christi. Dafür ist Jesus Christus in die Welt gekommen. Allein das Opfer seines Lebens am Kreuz von Golgatha reicht aus, Sünder zu erretten. Dort rief er: »Es ist vollbracht!« Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Wir sind errettet und mit Gott versöhnt durch den Tod seines Sohnes, durch nichts sonst. Luther begriff und ergriff, dass der Mensch nicht mit Mühen selig wird, sondern allein in der gläubigen Annahme des göttlichen Gnadengeschenks. »Sola fide« (nur der Glaube) bedeutet das aufseiten des Menschen und »sola gratia« (nur die Gnade) aufseiten Gottes.
Wer in Unruhe und Ungewissheit meint, selbst um sein Heil ringen zu müssen, sollte den Blick von sich abwenden und nach Golgatha sehen. Nur der Mann am Kreuz macht froh und gewiss. Deshalb lautet eine spätere Aussage des Paulus auch nicht: »Ich weiß, wie ich geglaubt habe«, sondern: »Ich weiß, wem ich geglaubt habe« (2. Timotheus 1,12). Sind diese wunderbaren Worte nicht in der Tat aller Annahme wert?
Martin von der Mühlen